Diese Website verwendet Funktionen, die Ihr Browser nicht unterstützt. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf eine aktuelle Version.
Pageflow
Medien
  • Eigene Aufnahmen von Jens Rechin
  •  | Geschichte der Würzburger Zoologie, aufzufinden unter: https://www.biozentrum.uni-wuerzburg.de/fileadmin/07020100/Geschichte_der_Zoologie_Wuerzbug.pdf
  •  | Rheinland.museum-digital, aufzufinden unter: https://rheinland.museum-digital.de/object/8358
  •  | Universitätsarchiv der Universität Würzburg, aufzufinden unter: https://www.uni-wuerzburg.de/uniarchiv/persoenlichkeiten/bedeutende-gelehrte/marcella-ogrady-boveri/
Built withPAGEFLOW

Marcella Boveri

Erzählt aus der Perspektive von Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer

Studentisches Projekt gestaltet von Jens Rechin im Rahmen des Seminars Crossmediale Kommunikation mit dem Büro der Universitätsfrauenbeauftragten.  Projekt #WueSeeYou, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Wintersemester 2022/23



Vorreiterin in den USA

Marcella Boveri (geb. O'Grady) wurde 1863 in Boston geboren und war eine US-amerikanische Biologin. Sie gehörte zu der ersten Generation von Frauen, die ein naturwissenschaftlich orientiertes Studium absolvierte. Im Jahre 1885 legte sie als erste Frau ein Abschlussexamen in Biologie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) ab.

Inhaltlich unterstützt wird die Vorstellung von Marcella Boveri durch den ehemaligen Leiter des Lehrstuhls für Zell- und Entwicklungsbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer.

Marcella Boveri - Vielfalt durch erste offiziell zugelassene weibliche Hörerin an der Universität Würzburg
0:00/0:00

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer, ehemaliger Leiter des Lehrstuhls für Zell- und Entwicklungsbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg, über Marcella Boveri

(CC) Das Video zum Nachlesen in Textform

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer, ehemaliger Leiter des Lehrstuhls für Zell- und Entwicklungsbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg, über Marcella Boveri.

Auf diesen Holzbänken lauschten die Zuhörer dem bahnbrechenden Vortrag von Röntgen, den er im Januar 1896 gehalten hat, also vor genau 127 Jahren. Und nur wenige Monate später kam es zu einem weiteren bemerkenswerten Ereignis an dieser Universität, nämlich eine Frau wurde erstmalig in der Geschichte der Universität zugelassen. Als Gasthörerin, um an Vorlesungen teilzunehmen und ein Forschungssemester am Zoologischen Institut, unter der Leitung von Theodor Boveri, durchzuführen.

Angekommen in Würzburg

Als Leiterin des Biologie-Departments am Vassar College in den USA bekam Marcella Boveri im Jahre 1896 die Möglichkeit für einen einjährigen Forschungsaufenthalt an die Universität Würzburg zu wechseln. Dort arbeitete sie als Gastwissenschaftlerin am Zoologischen Institut unter der Leitung von Theodor Boveri. Beide heirateten auf einer gemeinsamen Reise in Boston im Jahre 1897. Würzburg war nun der neue Lebens- und Arbeitsmittelpunkt von Marcella.

Röntgen als Mentor

Das universitäre Umfeld in Deutschland war zu dieser Zeit ausschließlich männlich geprägt. Frauen waren noch nicht zum Universitätsstudium zugelassen. Marcella erhielt aufgrund ihrer Forschung eine Ausnahmegenehmigung und war somit die erste offiziell zugelassene Hörerin an der Würzburger Universität. Marcella wurde folglich überwiegend als Kuriosum bestaunt.

Einer der wenigen, die sie in ihrer Arbeit unterstützte und lebenslang mit ihr freundschaftlich verbunden blieb, war Wilhelm Conrad Röntgen.

Marcella Boveri - eine amerikanische Professorin als Besonderheit am Zoologischen Institut
0:00/0:00

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer, ehemaliger Leiter des Lehrstuhls für Zell- und Entwicklungsbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg, über Marcella Boveri

(CC) Das Video zum Nachlesen in Textform

Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Scheer, ehemaliger Leiter des Lehrstuhls für Zell- und Entwicklungsbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg, über Marcella Boveri.

Ja, diese Frau war Marcella O’Grady, eine amerikanische Professorin. Sie arbeitete am Zoologischen Institut, das nur wenige Schritte vom physikalischen Institut entfernt ist. Und so war es kein Wunder, dass sich Röntgen und Marcella kennenlernten. Röntgen war begeistert von ihr, war beeindruckt von ihr. Es entwickelte sich eine jahrelange, eine lebenslange Freundschaft zwischen den beiden. Er nannte sie nur die zoologische Miss oder das Missle und sie wurde dann täglich zum Kaffee eingeladen.

Bereicherungen und Herausforderungen im Laufe ihres (Berufs-)Lebens

Bereichernd für Marcella war sicherlich die Unterstützung verschiedenster Mentoren, die zu einer positiveren Aufnahme in der universitären Männerwelt beigetragen haben, sowie die Entscheidung der Universität Würzburg Marcella als erste weibliche Gasthörerin zuzulassen.

Die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie zählte hingegen zu den größten Herausforderungen für Marcella Boveri. Mit der Geburt ihrer Tochter Margret Boveri im Jahre 1900, gab Marcella sowohl ihre wissenschaftliche Karriere als auch ihre US-amerikanische Staatsbürgerschaft auf. Sie war von nun an als Mutter gefragt und konnte ihren Mann nur noch als Forschungsassistentin bei seinen zahlreichen Aufenthalten an der Zoologischen Station in Neapel begleiten. Die Anstellung von Frauen an der Universität war damals noch undenkbar.

Auch im Jahre 2019 ist die Geschlechterverteilung der Professuren in den Fakultäten der Universität Würzburg noch stark männlich dominiert, wie in der Abbildung unten zu sehen.

Diese und weitere Daten lassen sich im Gleichstellungskonzept 2021-25 der Universität Würzburg nachvollziehen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Diagramme von Datawrapper angezeigt werden.

Vielfalt an der JMU

"Women should go into science; women should be considered as men, equally." - Margaret R. Wright, langjährige Freundin und Biografin von Marcella Boveri, über die Einstellung von Marcella.

Damals gab es keine Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren. Noch bis in die 1950er Jahre verloren Frauen ihre Anstellung im öffentlichen Dienst, falls sie heirateten. Vielfalt bedeutete hier:

-Wissenschaft ist nicht (nur) männlich

-Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie ermöglichen



Beratungsangebote an der JMU heute:

Wegbereiterin für die akademische Karriere von Frauen

Marcella Boveri setzte sich aktiv für das Frauenstudium ein und bewirkte, dass eine Reihe von amerikanischen Wissenschaftlerinnen nach Würzburg kamen und dort zum Teil auch promovierten. Sie hat den Weg zur Gleichstellung der Frau mit vorbereitet und dazu beigetragen, dass Bayern als zweites Land im Deutschen Reich im Jahre 1903 den Zugang für Frauen an die Universitäten offiziell öffnete.

Marcella Boveri kann somit als Wegbereiterin für die akademische Karriere von Frauen in Würzburg, aber auch über dessen Stadtgrenzen hinaus, angesehen werden.